The CD compilation of the first two Anatomy of Habit vinyl
releases just shipped from the pressing plant. Watch for availability
directly from BloodLust! by the weekend...
Google translate is a bit rough on its German to English offering, but this seems positive: http://www.blackmagazin.com/?p=13380
ANATOMY OF HABIT – Anatomy Of Habit EP (12")
Nicht
wenige Musikenthusiasten führten die Chicagoer Formation ANATOMY OF
HABIT in ihren Listen, die die Höhepunkte des Jahres 2012 bezeugen
sollten. Das Quintett, bestehend aus Blake Edwards, Dylan Posa, Kenny
Rasmussen, Greg Ratajczak und Mark Solotroff trat mit seiner – wie das
Projekt betitelten – zwei Tracks umfassenden EP den Nachweis an, dass
nichts so sehr den Gefühlshaushalt durcheinander wirbelt, wie eine fein
aufgebaute, sich stufenweise emporklimmende Steigerung. Eine Klimax
also. Nun stellen sich die fünf Amerikaner nicht als Neulinge der
Hörschau, spielen die an den Instrumenten Tätigen u.a. bei VERTONEN,
FLYING LUTTENBACHS, NO FUNERAL und PLAGUE. Dazu findet Frontmann Mark
Solotroff nicht nur als KAPUSTIN YAR-Hälfte Gehör, so übernahm er zum
Beispiel für drei Stücke die Regentschaft am Mikrofon der zweiten
LOCRIAN-Platte “Territories“.
“After The Water“ startet mit einer kleinen, tänzelnden Akkordfolge
zu einem Schleppdrum und speziell dieser Auftakt lässt an AMENRA denken.
Der alsbald einsetzende Gesang gleicht einer schwingenden,
nachdenklichen Aufzählung, wobei die Mischung in ein Slow-Play
überführt, plötzlich abstoppt und dann steht. Ein Hi-Hat-Gewitter und
ein tiefer, sich einschleifender Schwappsound künden vom Öffnen einer
Schatzkiste, welche die dunklen Gedanken der Isolation und die sich
daraus oft ergebenden Eingebungen in sich trägt. Immer wieder wogt diese
fein ausbalancierte Mischung aus Shoegaze-Gitarrensounds, Post
Punk-Ruppigkeiten, Industrialversätzen und Doomigen gegen das an, was
vermutet werden könnte. Immer überraschen kleine Richtungsänderungen. So
steuern die Amerikaner schließlich das Stück auf die dritte Stufe, hier
fetzt das Schlagzeug, sägt die Gitarre, federt der Bass und der Gesang
Solotroffs steigert sich in eine Schreiorgie unterschiedlichster,
slogantauglicher Verse. Der Spannungsbogen bleibt immer gedehnt und dem
Ensemble ist ein festes Verfugtsein in den Disziplinen gemeinsames Spiel
und Taktgenauigkeit zu attestieren.
“The Decade Plan“ setzt zu Beginn die Reprise auf die Tagesordnung,
man könnte meinen, dass hier der Anfang eine besondere Beachtung
erfährt, weil dem Vorgängertrack keine Coda angehängt wurde und die
Tracks – so am Stück gehört – verschmelzen, ineinander übergehen. Die
Lyrics verbeißen sich in der markanten Schleppmanier, hier allerdings
kommt dem Gesangsbeitrag eine zusätzliche Rhythmusfunktion zu. Immer
wieder entschleunigt das Quintett das Stück, lädt es mit dezenter
Instrumentierung auf, verharrt anschließend kurz und lässt dann alles
platzen. Nach dem Verklingen der letzten Takte weiß sich neben
Solotroffs Gesangsparts besonders das Riffing einzuprägen, festzusetzen.
Bisweilen scheinen die Kompositionen sich bequem auf ein Sofa zu
lümmeln, um urplötzlich – auf einen Initialakzent hin – aufzuspringen
und das Wohnzimmer zu verwüsten. Das Repitive der Kompositionen, die
Parts zwischen Lümmeln und Verwüsten gleichen einem Gesang des
Abschieds. Ihr Übertritt auf die letzte Stufe des krachigen
Herausschreiens und Herumtobens folgt jedoch nicht einem on/
off-Prinzip, sondern eher einem tief/ tiefer. Schallverhangen schmelzen
die Stücke die chronologisch strukturierten Augenblicksfolgen ein,
formen eine Tür, die den Eintritt in den Moment ermöglicht. Der
TORTOISE-Kopf John McEntire zeichnete sich für den Mix verantwortlich,
der DEATHPILE-Kopf Jonathan Canady für die Covergestaltung.
ANATOMY OF HABIT erinnern mit ihrer gleichnamig betitelten EP an das
Unbekannte. Sie füllen die Ohren mit etwas an, so dass man eine Ahnung
davon erhält, was man hören würde, könnte man wirklich hören. In dieser
Art des sich entfaltenden, steigernden Spiels liegt ein helles
Geheimnis, welches sich in kreiselnden Schwüngen seiner Enträtselung
entzieht und dabei immer Versprechen und Hoffnung bleibt, dessen jeweils
silberner Grund vermutet werden kann. Eine die emotionalen Poren weit
öffnende Platte. (S.L.)
Format: 12"
Vertrieb: EIGENVERTRIEB