Monday, January 21, 2013

Black Online (Germany) on Anatomy Of Habit EP


Google translate is a bit rough on its German to English offering, but this seems positive: http://www.blackmagazin.com/?p=13380

ANATOMY OF HABIT – Anatomy Of Habit EP (12")

Nicht wenige Musikenthusiasten führten die Chicagoer Formation ANATOMY OF HABIT in ihren Listen, die die Höhepunkte des Jahres 2012 bezeugen sollten. Das Quintett, bestehend aus Blake Edwards, Dylan Posa, Kenny Rasmussen, Greg Ratajczak und Mark Solotroff trat mit seiner  – wie das Projekt betitelten – zwei Tracks umfassenden EP den Nachweis an, dass nichts so sehr den Gefühlshaushalt durcheinander wirbelt, wie eine fein aufgebaute, sich stufenweise emporklimmende Steigerung. Eine Klimax also. Nun stellen sich die fünf Amerikaner nicht als Neulinge der Hörschau, spielen die an den Instrumenten Tätigen u.a. bei VERTONEN, FLYING LUTTENBACHS, NO FUNERAL und PLAGUE. Dazu findet Frontmann Mark Solotroff nicht nur als KAPUSTIN YAR-Hälfte Gehör, so übernahm er zum Beispiel für drei Stücke die Regentschaft am Mikrofon der zweiten LOCRIAN-Platte “Territories“.
“After The Water“ startet mit einer kleinen, tänzelnden Akkordfolge zu einem Schleppdrum und speziell dieser Auftakt lässt an AMENRA denken. Der alsbald einsetzende Gesang gleicht einer schwingenden, nachdenklichen Aufzählung, wobei die Mischung in ein Slow-Play überführt, plötzlich abstoppt und dann steht. Ein Hi-Hat-Gewitter und ein tiefer, sich einschleifender Schwappsound künden vom Öffnen einer Schatzkiste, welche die dunklen Gedanken der Isolation und die sich daraus oft ergebenden Eingebungen in sich trägt. Immer wieder wogt diese fein ausbalancierte Mischung aus Shoegaze-Gitarrensounds, Post Punk-Ruppigkeiten, Industrialversätzen und Doomigen gegen das an, was vermutet werden könnte. Immer überraschen kleine Richtungsänderungen. So steuern die Amerikaner schließlich das Stück auf die dritte Stufe, hier fetzt das Schlagzeug, sägt die Gitarre, federt der Bass und der Gesang Solotroffs steigert sich in eine Schreiorgie unterschiedlichster, slogantauglicher Verse. Der Spannungsbogen bleibt immer gedehnt und dem Ensemble ist ein festes Verfugtsein in den Disziplinen gemeinsames Spiel und Taktgenauigkeit zu attestieren.
“The Decade Plan“ setzt zu Beginn die Reprise auf die Tagesordnung, man könnte meinen, dass hier der Anfang eine besondere Beachtung erfährt, weil dem Vorgängertrack keine Coda angehängt wurde und die Tracks – so am Stück gehört – verschmelzen, ineinander übergehen. Die Lyrics verbeißen sich in der markanten Schleppmanier, hier allerdings kommt dem Gesangsbeitrag eine zusätzliche Rhythmusfunktion zu. Immer wieder entschleunigt das Quintett das Stück, lädt es mit dezenter Instrumentierung auf, verharrt anschließend kurz und lässt dann alles platzen. Nach dem Verklingen der letzten Takte weiß sich neben Solotroffs Gesangsparts besonders das Riffing einzuprägen, festzusetzen.
Bisweilen scheinen die Kompositionen sich bequem auf ein Sofa zu lümmeln, um urplötzlich – auf einen Initialakzent hin – aufzuspringen und das Wohnzimmer zu verwüsten. Das Repitive der Kompositionen, die Parts zwischen Lümmeln und Verwüsten gleichen einem Gesang des Abschieds. Ihr Übertritt auf die letzte Stufe des krachigen Herausschreiens und Herumtobens folgt jedoch nicht einem on/ off-Prinzip, sondern eher einem tief/ tiefer. Schallverhangen schmelzen die Stücke die chronologisch strukturierten Augenblicksfolgen ein, formen eine Tür, die den Eintritt in den Moment ermöglicht. Der TORTOISE-Kopf John McEntire zeichnete sich für den Mix verantwortlich, der DEATHPILE-Kopf Jonathan Canady für die Covergestaltung.
ANATOMY OF HABIT erinnern mit ihrer gleichnamig betitelten EP an das Unbekannte. Sie füllen die Ohren mit etwas an, so dass man eine Ahnung davon erhält, was man hören würde, könnte man wirklich hören. In dieser Art des sich entfaltenden, steigernden Spiels liegt ein helles Geheimnis, welches sich in kreiselnden Schwüngen seiner Enträtselung entzieht und dabei immer Versprechen und Hoffnung bleibt, dessen jeweils silberner Grund vermutet werden kann. Eine die emotionalen Poren weit öffnende Platte. (S.L.)
Format: 12" 
Vertrieb: EIGENVERTRIEB